Und endgültig verlassen wir Montevideo. Die Straße bleibt in gutem Zustand, irgendwann müssen wir eine geringe Mautgebühr bezahlen, die Landschaft wird ländlicher, sehr grün, wilder als bei uns, aber nicht dramatisch anders, riesige Flächen für wenige Kühe, Schafe oder Pferde, teils ansprechende, hübsche Häuser und große Farmen. Wir lernen Vokabeln und schauen raus. Toilettengang an einer Tankstelle, sehr sauber, am meisten begeistert der hübsche Heißwasserautomat für Mate. Irgendwann verlassen wir die Hauptstraße, um auf einen Campingplatz am Rio de la Plata zu fahren, dessen Standort Hans zuvor in den Navi eingegeben hat. Wir fahren durch sympathische Sandstraßen-Dörfer, die Liska besonders süß findet. In einem Dorf sitzen zwei kleine Mödchen im großen offenen Garten eines zurückliegenden Hauses an kleinen Plastiktischen, verkaufen etwas und winken uns heran. Wir fahren zunöchst vorbei, weil wir nicht schnell genug reagieren. Doch dann drehen wir rum und Liska und ich werden Kunde in diesem Laden, in dem es selbst gemalte Bilder und Pflanzen gibt. Kinder sind toll! Mit ihnen ist es ganz einfach, Spanisch zu sprechen und am Ende kaufen wir zwei wunderschöne Bilder für jeweils 5 Uruguay-Dollars (etwa je 12 Cent!) winken den Mädchen zum Abschied und die Mädchen stürmen begeistert ins Haus, vermutlich um ihren Eltern vom Geschäft ihres Lebens zu erzählen. Am Ort des Campingplatz ist nur Grün, noch nicht einmal ein Haus, nichts... blöde Situation, wir würden gerne ankommen, ratlos, wo wir nun suchen sollen, traumhaft schön gelegener Ort, eigentlich wollen wir gar nicht weiter. Fahren die Sandstraße parallel zum Strand weiter, ein Mann, wir halten, fragen nach einem Campingplatz und werden mit langen spanischen Wortschauern überschüttet, von denen wir Bruchstücke erahnen. Mit Hilfe des Navis schickt er uns zwei Orte weiter, wo wir tatsächlich den Campingplatz finden - der geschlossenen ist, vollkommen geschlossen und verschlossen. Noch ratloser fahren wir in der Straße ein Stückchen weiter. Am Tor eines kleinen Hauses steht eine Familie und schaut über den Zaun. Wir halten an und fragen nach dem Campingplatz und - oh Wunder - der Mann spricht Englisch, gut genug, um zu helfen. Er und seine Frau schicken uns voller Hilfsbereitschaft ans andere Ende des Dorfes, wo es wohl eine weitere Campingmöglichkeit gibt. Wenn wir dort nichts finden, sollen wir wiederkommen.
Wir fahren zum vermeintlich zweiten Campingplatz, stehen etwas verloren auf dem Areal rum, doch ein Mann kommt zu uns, kein Wort Englisch und erklärt uns sehr, sehr hilfsbereit und mit viiiiiieeeelen unverständlichen Worten, dass wir dort nicht campen können, er mit einer Schule zusammen arbeitet, irgendeine Gruppe abreist, eine neue kommt oder beides, er ruft einen Mann herbei, der etwas Englisch spricht, wir sollen uns einfach für die eine Nacht an den Strand stellen, bei dem grünen Haus/green house/casa verde, dort seien auch baños... alles verstehen wir immer noch nicht, obwohl sie es uns immer wieder erklären. Am Ende fahren wir und auch hier sagen sie, wenn das mit dem "fucking green house" nicht klappt, sollen wir wieder kommen. Wir fahren zurück zur ersten Familie und wollen uns dort erkundigen, ob die Idee, eine Nacht am Strand zu stehen, eine gute ist.
Am green house vorbei, am wunderschönen Strand entlang zurück zum little house. Die drei sehen uns sofort, finden die Strandidee befremdlich und laden uns zu sich ein. Ob wir nicht einfach in ihrem Vorgarten stehen wollen. Er fährt sein Auto raus, wir unseres rein und sind überwältigt von dieser vollkommen unkomplizierten Gastfreundschaft. Kleine Vorstellungsrunde, Miguel ist Zahnarzt bei der uruguayischen Polizei, Claudia ist Grundschullehrerin und Federica ist 3 Jahre alt. Wir setzen uns zusammen auf die Terrasse, Federica will an den Strand und Claudia, Liska und Federica ziehen los. Wir bieten unseren Kuchen an, erfahren ein bisschen über Miguel, der uns auch anbietet, in seinem Haus zu schlafen, doch wir entscheiden uns fürs Dachzelt. Wir gehen auch an den schönen Strand, quatschen Englisch-Spanisch, spielen im Sand, am Wasser, Lasse chillt im Zelt. Liska und Hans gehen baden. Zurück am Haus kocht Lasse Nudeln für uns, die anderen wollen nicht. Irgendwann kapieren wir, sie fahren jetzt nach Hause, nach Rosario und überlassen uns ihr Haus. Vollkommen selbstverständlich zeigt Miguel Hans alle Lichtschalter und übergibt den Schlüssel, am Ende stehen wir am Tor und verabschieden sie winkend. Unglaublich! Was für ein Erlebnis, was für eine Gastfreundschaft, was für ein Vertrauen! Und welch ein Glück für uns...