Die Pampa ist groß, die Pampa ist weit und so unterschiedlich, dass wir nicht mehr wissen, wie sie wann wo aussah. Oft, sehr oft, grünes Buschwerk in alle Richtungen, so weit das Auge reicht, Rund-um-Horizont, keine einzige Erhebung, die Straße einfach geradeaus, der Navi sagt mal 190 Kilometer geradeaus, mal 350 Kilometer und dann 490, in Worten vierhundertundneunzig Kilometer geradeaus (!!!) - erschreckend und faszinierend zugleich. Und dann plötzliche Veränderungen, mal dunklere Erde, mal braunere Erde, mal Sand und immer bis in die Unendlichkeit jeder Richtung gleich.
Manchmal steigt die Straße tatsächlich an, kurvt sich einen Berg hoch, um einen anderen herum und dann eröffnet sich eine spektakuläre Aussicht ähnlich wie aus einem Flugzeug über die nächste Ebene, die sich in jede Richtung bis zur Unendlichkeit erstreckt. Dazu teilweise sonnig blauer Himmel mit tollen Wolkenspielen, manchmal grau, das nahtlos in die Ebene übergeht. Heute plötzlich eher gelbe Steppe mit blauem Himmel und weißen Wolken, wunderschön und unendlich, mit einem Fotoapparat, egal wie weit der Winkel, nicht einzufangen. Keine Chance. Immer wieder Guanacos, ganze Herden, einzelne, zwei, drei, mal fern, mal ganz nah, ein paar Nandus, Hans sieht ein Gürteltier, viele Hasen und ein sehr wenig scheuer Zorro gris, ein Graufuchs. In dieser unendlichen Weite wird auch mein Herz ganz weit. Oft erinnert uns die Pampa an die Weiten der USA, an anderen Stellen vergleichen wir auch mit Namibia, eigentlich ist der Vergleich unbedeutend, wir sind in Argentinien und doch gibt der Vergleich Halt im großen, gigantischen Unbekannten.
Wind, in der Pampa ist ständig Wind, man könnte auch Sturm sagen. So lange wir im Auto sitzen, stört er nur Hans, der das Auto auf Kurs halten muss.
Aber das Campen macht er echt anstrengend. Plätze mit wenigstens etwas Windschutz zu finden, ist jeden Abend eine Herausforderung. Einen Abend drehen wir das Auto mit aufgebautem Zelt und beiden Kindern drin noch einmal rum, um das Zelt besser zu schützen. Trotzdem rüttelt der Sturm die ganze Nacht gnadenlos und Lasse hat Angst, dass er das Zelt einfach zuklappt und er sein Leben als Ölsardine beenden muss.
Kochen bei Sturm ist ganz nett, haben ja einen Sturmkocher... aber jeder Deckel von unseren Kisten fliegt weg, wenn ihn keiner festhält, also beschweren wir alles mit Steinen und keiner ist mehr allein handlungsfähig, man braucht immer weit mehr Hände, als zur Verfügung stehen. Und in dem Moment, in dem man einen Kochtopf öffnet, ist schon Sand und Staub im Essen. Macht das Spaß? Manchmal ist es lustig, manchmal nervig, manchmal Teil des Abenteuers und manchmal überfordert es uns auch, mal den einen, mal den anderen, als Team schaffen wir es und wachsen immer noch mehr zusammen.
Unsere wichtigsten Haltepunkte sind große Tankstellen. Da gibt's Sprit - und Wlan! Beides überlebenswichtig. Sprit erklärt sich von selbst, WLAN braucht's zum Organisieren von nahezu allem, für Kontakt in die Außenwelt und für Lasses Glück.
Orte, mal nett, mal hässlich brauchen wir für Geldautomaten, die dann auch mal kein Geld rausrücken, ohne Geld, ohne Sprit wird's schwierig, mit etwas Aufregung haben wir schließlich beides. Nur der Rat, schnell das Geld zu nehmen und zu verstauen und den Bereich des Automaten zu verlassen, ist gut gemeint, aber das soll mir mal einer vormachen, 40 Scheine schnell zu verstauen...
Und dann reicht es auch endgültig mit der Pampa, das Biss-Buch ist halb vorgelesen, es darf nach knapp 3000 Kilometern Neues kommen.