Wir erreichen einen riesigen Garten mit grünem Gras und gelben Butterblumen, auch hier Fluss, Felsen, Berge und werden herzlich von Nacho in Empfang genommen - als einzige Gäste. Er zeigt uns ein riesiges rundes, super gemütliches Holzhaus, das er selbst gebaut hat, mit Feuerstelle in der Mitte, kleiner Küche mit Bar drumherum, wo wir uns kurz nach unserer Ankunft zur im Preis inbegriffenen Mate-Lektion treffen. Ein so netter, lehrreicher und lustiger Unterricht, der uns alle einander näher bringt. Wir erfahren noch viele Details mehr als in Montevideo, trinken dabei Mate, lernen, wie das Gaucho-Ritual sich ausgebreitet hat, wie man den Becher/die Kalabasse/den Mate richtig vom Cervadero entgegen nimmt und an ihn zurück gibt, dass man eine Einladung zum Mate nicht ablehnt, wie die hierarchische Ordnung ist, wer zuerst trinkt, wer die Aufgabe des Cervadero übernimmt, wenn dieser abgelöst werden will, wie man das Ritual beendet uns vieles mehr. Wir haben irre viel Spaß dabei und auch etwas Sprachverwirrung. Nacho spricht gut Englisch, aber Spanisch, Deutsch und Gaucho spielen auch eine Rolle. Anschließend genießen wir den schönen Tag, machen gemeinsam Mathe, wollen gerade mal anfangen zu kochen, als Nacho wieder kommt, erzählt, seine Frau und Tochter seien angeln gegangen, ob wir auch Lust hätten, er würde uns eine Angel leihen. Besonders Lasses Augen leuchten. Ohje, am Tag 4 nach der OP laufen wir zum Fluss, steigen durch ein abenteuerliches Tor, stolpern über unebenen Boden durch wunderbare Landschaft. Über den Zaun klettern wir dann nicht mehr, Nacho findet eine andere Stelle für uns, für Lasse. Die Gute werfen Hans und Liska abwechselnd für ihn aus, er darf sie einholen, Fliegen fischen, Zielgruppe Forelle, viel Spaß und wir sind doch extrem wenig professionell. Die Frage, was wir eigentlich mit dem Fisch machen, den wir fangen, stellt sich gar nicht erst. Nachos Tochter hingegen hat mit patagonischer Angel - Angelschnur auf eine Dose aufgewickelt, die dann ähnlich wie ein Lasso ausgeworfen wird und mit der Dose wieder aufgewickelt wird - eine schöne Forelle gefangen, die wohl Nachos Abendessen wird. Er lebt quasi von der Hand in den Mund, hat ein paar Schafe, angelt ohne Lizenz im Fluss (jenseits des Gatters wird man nicht erwischt) und baut Biogemüse an. Ein Leben gut für die Seele, wie er sagt und wir es gut nachfühlen können.
Ohne Fisch gibt's nun doch Nudeln mit Brokkoli-Sahne-Sauce, schön weich gekocht, Lasses Bauch schonen wir an manchen Stellen doch noch ausreichend.
Und dann kommen Nacho und seine Frau mit Gitarre und Ukulele und machen für uns und mit uns Musik. Großartig! Allmählich geht die Musik in weitere Gespräche und dann in Spanischunterricht über. Wir haben so viel Spaß und Nacho nennt uns schon seit einigen Stunden "the laughing family" und amüsiert sich über unsere viele gute Laune. Der Abend wird lang und lohnend. Bereichert um eine weitere sehr wertvolle Begegnung schlafen wir abends unter tollem Sternenhimmel im Dachzelt ein.
Der Abschied am nächsten Morgen fällt uns allen schwer. Wir verlassen einen besonderen Ort.