San Pedro de Atacama (2400 m)


Morgens lassen wir es an unserem Wildstehplatz am Rio Guitin sehr ruhig und langsam angehen, die Kinder bleiben den ganzen Morgen im Zelt und daddeln gemeinsam. Hans und ich frühstücken,  trinken Kaffee, sehen Wildesel am Berg zwischen den Kakteen, irgendwann kommt ein Ziegenhirte mit einer seiner Herde vorbei und nach und nach Touri-Gruppen mit Guides, die quasi durch "unseren Vorgarten" laufen, freundlich grüßen, sich über uns amüsieren oder uns bewundern. Wir haben wohl an einem Startpunkt einer Wanderung durch Kakteenwüste gecampt, wo nach ein paar Minuten ein schöner Wasserfall kommt, kommen soll. Wir machen lieber Pause, alles können wir eh nicht machen, alles sehen auch nicht. Mittags fahren wir runter nach San Pedro auf 2400 Meter runter, wollen irgendwo einen Kaffee trinken, das Auto in Sichtweite parken, damit es nicht ohne uns nach Bolivien fährt, WLAN zur Recherche nutzen und anschließend wieder zum Übernachten hochfahren. Und dann kommt alles anders, als wir dachten. San Pedro in seinem Adobe-Stil mit unbefestigten Lehmstraßen ist völlig anders, als wir erwartet haben, mega-cool, wie ich finde, schrecklich, wie Lasse zunächst noch findet. Und nirgendwo kann man parken und schon gar nicht bewacht. Nach etwas hin und her finden wir einen super schönen Campingplatz und fragen, ob wir dort für ein paar Stunden unser Auto parken können. Letztlich gefällt es uns sehr schnell so gut, dass wir doch übernachten wollen. Den Nachmittag verbringen wir im fußläufigen Ort. In jedem Adobe-Häuschen ist ein Laden mit buntem Artesania-Kram, ein Lokal oder ein Tour-Anbieter und jede Menge Leben, einfach schön, dazwischen zu sein. Wir kaufen Hüte gegen die heftige Strahlung der Sonne und alle Kokaprodukte gegen die Höhenkrankheit: zwei Sorten Koka-Bonbons, Kokatee und Kokablätter. Abends noch ein bisschen Lagerfeuer und dann eine mittelprächtige Nacht mit einer ganzen Menge Partylärm aus dem Ort. Am nächsten Morgen kann Liska nochmal ausreiten, ins Valle de Muerte. Um 9 Uhr soll es losgehen, wir sind gespannt, denn alles verstanden haben wir nicht. Doch dann kommt ihr Gaucho angeritten mit einem zweiten Pferd, um sie abzuholen, ein sehr sehr sympathischer Mensch, der wie erwartet nur Spanisch spricht und mit dem Liska eine tolle Zeit verbringt und eine landschaftlich eindrucksvolle Strecke reitet. Auf dem Campingplatz ist alles so gemütlich, Hans Fuß tut weh, dass wir einfach eine weitere Nacht bleiben. Tut richtig gut! Schule spielt so auch eine kleine Rolle, ich schreibe die Lücken im Blog zu, wir kochen vernünftig in der Küche und chillen einfach mal.

Wir bereiten in Ruhe unsere Lagunenroute durch Bolivien vor, tauschen zu einem üblen Kurs ein paar chilenische Dollar in bolivianische, laden Karten runter, da der Tom-Tom von Bolivien nur etwas mehr hat, als die Umrisse des Landes, überlegen, ob wir uns trauen, die beiden Reservekanister Diesel mitzunehmen, da man wohl keine einführen darf. Wir überlegen, was wir noch an Nahrungsmitteln brauchen und vor allem, wie viele Liter Wasser, da wir ja wegen der Höhe auch noch viel mehr trinken müssen als sonst.  Wir planen, wo wir wann übernachten, um die Akklimatisierung bis dahin noch bestmöglich voranzutreiben. Und irgendwie schieben wir auch unsere letzte Ausreise aus Chile hinaus, verzögern das extrem ungewisse Bolivien, ich habe zunehmend Respekt vor der Höhe ohne Aussicht, zur Not schnell genug wieder runterzukommen und schlafe schlecht.

 Doch nach der zweiten Nacht in San Pedro ist es dann auch gut, dass es endlich weitergeht, wir das Abenteuer endlich in Angriff nehmen, statt immer weiter nur zu planen und zu organisieren.

Zurück in die Stadt, kurven und irren wir durch die Lehmstraßen, wo wir in drei "Super"märkten halbwegs zusammen sammeln, was wir brauchen, Tanken und Aduana (Zoll) steht für den nächsten Tag auf dem Programm, wir treffen beim Rumirren noch einmal Andreas und Anke, freuen uns übereinander, ihre Minentour in Calama hat geklappt, insgesamt waren sie aber etwas enttäuscht, was mir für sie leid tat, unser "Schade",  nicht da gewesen zu sein, verkleinert es. Später stellen wir fest, dass wir etwas zu wenig chilenisches Geld haben und gleichzeitig völlig genervt sind und keinen Bock mehr haben, noch einen Geldautomaten zu suchen. Hans kommt auf die geniale Idee, unsere argentinischen Dollar bei Andreas und Anke zu tauschen, da sie als nächstes nach Argentinien fahren wollen. So besuchen wir sie noch einmal, bevor wir San Pedro endgültig verlassen.