In der Nacht regnet es, wie erwartet. Wir frühstücken ganz gut im Hotel, hoffen, dass es irgendwann aufhört zu regnen und packen erstmalig das Zelt nass ein. Etwas überraschend plötzlich kommt die Grenze mitten in einem Festumzug. An der Grenze herrscht unglaublicher Trubel, Frauen in Trachten und mit den bunten Tüchern sind ständig in beide Richtungen unterwegs. Die Ausreise aus Bolivien problemlos und schnell. Im Niemandsland zig Verkaufsstände und es gibt plötzlich Tuctucs, dreirädrige geschlossene Motorräder, die als überall herumwuselnde Taxis fungieren. Die Einreise nach Peru dauert etwas länger, weil die Passagiere eines Reisebusses vor uns sind, ansonsten sehr offiziell und problemlos. Die weitere Fahrt am See entlang ist landschaftlich nicht so schön, wie gedacht, zwar grüne Felder, Kühe mit Kälbchen, Schafe und viele zottelige Esel, aber oft gar kein Blick mehr auf den See und wie in Bolivien überall Müll, Müll, Müll und Trümmerorte. Ganz witzig sind noch die Ruinen des Fruchtbarkeitstempel der Inka mit 50 Stein-Phallussen, für die wir die Hälfte unseres einzigen peruanischen Geldes opfern, mit denen wir kurze Zeit Spaß haben und dann die nächsten Kilometer machen.
Wir erreichen mit Puno eine riesige Stadt am See, die zugleich ähnlich wie La Paz, aber da doch deutlich kleiner, an den Berghängen klebt. Wir sind von der Größe erschlagen, haben auf das Chaos keinen Bock mehr. Stadtbild wie überall. Rote, unfertige und unverputzte Ziegelhäuser, Müll, Markt, Menschen. Im Verkehr zusätzlich überall Tuc-Tucs, die sich überall dazwischen drängeln, überall herumwuseln und von allen Seiten kommen. Ich habe echt keinen Bock mehr auf Fahren, auf Dreck, auf Müll, auf fremde Menschen, auf Organisieren, auf Essenssuche. Wir wollten viel früher in Puno sein, ich wollte noch zu den Uros fahren, keiner hat mehr Lust, ich will mal Urlaub!
Erneut fahren wir ein Hotel an, auf dessen Parkplatz wir stehen können. Irgendwie witzig, total schickes Hotel und wir campen dreckig und gut bewacht davor, dürfen aber innen alles nutzen, sogar eine Dusche mit frischen Handtüchern gibt es.
Wir wagen uns erneut in den Verkehr, fahren zu einem Einkaufszentrum, das einen richtigen, normalen Supermarkt hat. Wir trauen unseren Augen kaum und können unser Glück kaum fassen. Endlich können wir vernünftig einkaufen, unsere Vorräte auffüllen. Auch wenn es kein Haribo Colorado gibt, nimmt der Tag damit noch ein halbwegs versöhnliches Ende. Wir kaufen zwei fertig gebratene Brathähnchen, machen uns noch einen Tomatensalat dazu und futtern mit Händen und Füßen im Auto sitzend, weil es draußen regnet. Gemütlich, lecker, Teamplay und abgedreht.