Tag 3 der endlosen Etappe... laut Reiseführer wird die Panamericana nach Norden hin immer schlechter, so dass wir gespannt sind, was uns heute erwartet und ob wir es wohl endlich bis Ecuador schaffen. Zunächst geht es wieder durch die unendliche Weite der Sandwüste, dann bekommt sie spärlichen Bewuchs, der direkt ein ganz anderes Bild vermittelt. Doch, was viel wichtiger ist, die Straße ist zwar nicht mehr vierspurig ausgebaut, aber es geht viel zügiger, weil es viel weniger Straßendörfer und Orte gibt, die uns mit diversen Bumpern aufhalten und um die großen Städte gibt es wirklich sinnvolle Umgehungen. Da freut sich der Kilometerzähler und wir uns auch. Zudem ist die Fahrt tatsächlich recht abwechslungsreich und macht wieder etwas mehr Spaß. Im weißen Sand gibt es nun Häuser aus Bambus, die eine deutliche Sprache der Armut sprechen, aber es ist sauber und sieht ordentlich aus. Lustig sind die "Baumärkte", Bambushütten, die ganze Bündel von Bambusstangen in allen Dicken und Längen verkaufen. Alles wirkt erneut wie eine Zeitreise, diesmal noch viel weiter zurück, fast wie vor 2000 Jahren, wenn nicht das ein oder andere Tuctuc diesen Eindruck stören würde. Hier halten die Menschen auch Tiere. Schafe, Esel, Pferde, Kühe. Wovon die Tiere in dem ganzen Sand satt werden? Keine Ahnung, allerdings stellt sich bei den Menschen im Grunde die gleiche Frage.
Wir diskutieren inzwischen, ob Peru eigentlich ein schönes Land ist. Natürlich haben wir längst nicht alles gesehen, aber doch schon eine Menge Unterschiedlichstes. In den Bergen gibt es wunderbare Natur, Cusco als großartige Stadt, Machu Picchu als absolutes Highlight, auch die Wüstenküste hat vereinzelt interessante Abschnitte, aber vieles, vieles ist auch einfach nicht schön, verkommen, lieblos, leblos. Klar, wir hatten am Titicaca-See einen sehr schönen Stellplatz und es gab weitere schöne Ausblicke auf den See, aber Titicaca-See insgesamt kann uns nicht überzeugen. Sein riesiges Amazonsgebiet haben wir gar nicht gesehen, dessen sind wir uns bewusst. So wird Peru wohl ein gemischtes Gefühl hinterlassen, was allerdings in keiner Weise bedeutet, dass wir es bereuen, durch Peru gefahren zu sein.
Inzwischen hat sich das Landschaftsbild noch einmal völlig verändert. Wir fahren allerdings auch ein Stück von der Küste weg nach Nordosten. Es ist grün, fast tropisch und überall Mangobäume und Mangoernte.
Vor zahlreichen Häusern und Marktständen liegen auf schwarzen Planen unvorstellbar riesige Berge von Mangos, immer wieder. Lastwagen mit Kisten von Mangos fahren in die gleiche Richtung wie wir andere kommen uns entgegen. Kleine Lastwagen, auf denen die Arbeiter oben auf Kisten voller Mangos stehen und sitzen, Tuctucs vollkommen überladen mit Mangokisten, teilweise auch leere Kisten, die vollgepackt werden, teilweise noch leere Planen, die auf ihre Mangos warten. Hier haben alle was zu tun, es herrscht über zig Kilometer eine große Geschäftigkeit rund um die Mangoernte. Wir passieren eine große Exportfabrik. Wer weiß, wie viele Mangos, die wir zu Hause gekauft haben, kommen hierher? Schon an einigen Straßenständen gab es wirklich viele Mangos und wir haben uns gefragt, wer die alle kaufen und essen soll, doch gemessen an dem, was wir hier erleben, waren all das kleine Mengen einzelner Dörfer...
Ein letzter Markt in einem Ort lässt uns anhalten. Die Fleischstückchen vom Grill lassen wir lieber liegen, doch eine Frau hat warme, gefüllte Kartoffelknödel, von denen wir uns welche kaufen, Brot und natürlich Mangos, von denen sie uns eine schenkt. An einem anderen Stand kaufen wir noch einen Käse und lernen Manguitos kennen, ganz kleine Mangos.
Der nette Markt, die unglaublich freundlichen Menschen, die seit wir an der Küste sind, kaum noch in Trachten gekleidet sind, sondern einfach "international unauffällig", die Kommunikation, die Interaktion macht Peru noch einmal sehr lebendig. Noch knapp 40 Kilometer sind es bis zur Grenze in Macara, die Straße geht noch einmal durch ganz schöne grüne Landschaft und wie vor jeder Grenze steigt die Spannung, was uns wohl jenseits erwartet und jedes mal ist die endgültige Ausreise auch ein Abschied, der sich komisch anfühlt und auch wehmütig macht.
Nach einigen Polizeikontrollen, die uns immer durchwinken, spätestens wenn sie die Kinder gesehen und sich nach unserem Wohlbefinden erkundigt haben, kommt vor der Grenze noch einmal Aduana (Zoll), doch auch dort geht's zügig weiter. Und nach drei Tagen Wüstenküste erreichen wir tatsächlich und endlich die ecuadorianische Grenze.