Wir frühstücken endlich mal wieder in Ruhe, bevor wir packen und nach Loja fahren. Es ist gar nicht so einfach, uns wieder auf ein normales und angenehmes Reisetempo runterzufahren. Äußerlich lassen wir uns schon Zeit, innerlich läuft die Seele noch auf Hochgeschwindigkeit. Und Ecuador ist völlig fremd, irgendwie zivilisiert und doch nicht. Der Weg nach Loja ist wirklich schön, grüne, bergige Landschaft, tropischer Bewuchs, schöne Häuser, doch irgendwie traue ich dem Braten nicht und kann gar nicht beschreiben, warum eigentlich nicht. Blöderweise hat mich seit morgens der Durchfall erwischt und entsprechend geht es mir auch nicht so richtig gut. Die Straße windet sich extrem gut fahrbar durch die Landschaft, aber so richtig kann ich sie nicht in mich aufnehmen. Es ist auch ganz schwierig, Fotos zu machen, geht irgendwie nicht. In Loja kaufen wir Notwendigstes ein, die Stadt macht einen netten Eindruck, aber auch hier fühlt sich alles vollkommen fremd an. Um uns zu erholen und erstmal Pause zu machen, fahren wir ein Stück weiter in den Parque Nacional de Podocarpus. Hier verärgern wir die Rangerin, weil wir - genau wie das Auto vor uns - selbst die Kette zur Einfahrt öffnen statt uns ordnungsgemäß erst zu registrieren. Wir verstehen dann auch, warum die Leute vor uns die Kette direkt vor unserer Nase wieder geschlossen haben. Nach acht Kilometern erreichen wir das Refugio, wo wir übernachten werden. Auf Wandern hat keiner Lust, die Kinder legen sich zum Lesen ins Zelt, Hans und ich setzen uns in die Sonne, die allerdings bald hinter den Wolken verschwindet. Ein gelber deutscher Mercedes-Bus kommt und wir lernen Wolfgang und Ulrike kennen, die seit dreieinhalb Jahren in Südamerika sind und in der Zeit ungefähr unsere Route gefahren sind. Krass. Ganz nette, liebe Menschen, mit denen wir den Nachmittag am Refugio verbringen. Insgesamt sind wir ziemlich platt und die Nacht verbringe ich halb mit Durchfall auf dem Klo, halb mit Trösten von Liska, die sich die ganze Nacht mit Bauchkrämpfen quält. Schon nachmittags ging es Lasse auch nicht gut, Kopf- und Bauchschmerzen und Übelkeit, abwechselnd und alles gleichzeitig. Dazu Hans mit seinem unfertigen Zahn. Wir brauchen dringend Pause und Erholung.
Bei Regen und Kälte übernimmt Hans morgens die Krankenversorgung für Liska und mich, macht Tee, wir sind beide ziemlich platt von der Nacht ohne Schlaf, bleiben liegen, Liska hat weiterhin Krämpfe. Irgendwann kommt Ulrike, die Kinderärztin ist, hoch ins Zelt und untersucht Liskas Bauch - und schließt Blinddarm aus. Auch zum Durchfall erhalte ich eine liebevolle und kompetente Beratung. Tut einfach gut. Hans kocht für zwei Argentinierinnen und zwei Jungs aus Venezuela, die gemeinsam wandern wollen, einen Aufwärmkaffee. Das Refugio bietet zum Glück bei dem Wetter einen trockenen Unterstand. Etwas später kocht Hans uns Kartoffelbrei. Liska schläft eine ganze Zeit, mir geht es etwas besser, nur schlapp. Wolfgang und Ulrike gehen wandern und bieten Hans an, sich in ihren Camper zu setzen. Lasse, dem es auch nicht richtig gut ging, genießt es, einfach im Zelt zu bleiben und zu lesen.
Als wir ankamen, hat uns der Ranger erzählt, sie hätten kein WLAN und irgendwie so was wie, sie hätten kein Geld. Ziemlicher Mist, weil wir unbedingt WLAN bräuchten, um unser Galapagos-Flug-Chaos zu lösen. Gegen 17 Uhr verlässt der Ranger den Park. Interessanterweise stehen im Büro zwei Computer und ein WLAN-Router - und durch das Fenster sieht man den Zettel, auf dem das Passwort steht... das WLAN funktioniert nur eingeschränkt, aber für Whatsapp reicht es und wir stehen in Dauerkontakt mit Axel als unser Kontaktmann zu opodo und Willi, dem die Agentur gehört, über die unser Reisebüro Karibik inside unseren Galapagosaufenthalt gebucht hat. Doch das ganze Chaos ist einen eigenen Text wert... jedenfalls organisieren wir permanent neben allen Krankheiten diese Flüge.
Wir überlegen hin und her noch eine Nacht zu bleiben oder lieber eine Nacht in Loja im Hotel zur Ruhe zu kommen. Liska und Lasse ist es lieber, im Hotel zu übernachten und während wir einpacken, kommt Ulrike mit einem riesigen Topf frischem salzigen Popcorn, das sie extra für uns gemacht hat. Super lieb.
Etwas später verabschieden wir uns von den beiden, mit denen wir eine kurze, aber sehr intensive Zeit hatten, und fahren mittags nach Loja, ohne den Nationalpark wirklich gesehen zu haben. Immerhin ist Hans eine kleine Runde durch den Nebelwald gelaufen.