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Heute geht es endgültig aus dem Amazonasbecken raus. Über Baeza fahren wir nach Papallacta, wo es nur noch 13° Grad sind. Irre, wie unterschiedlich in Ecuador auf so kleinem Raum Temperatur und Klima sind. Auf der ganzen Südhalbkugel ist Sommer, nur in Ecuador gilt die Jahreszeit als Winter. Überall in Ecuador ist Regenzeit, nur im Amazonasgebiet ist Trockenzeit - was nicht heißt, dass es nicht regnet... die beiden hohen Gebirgszüge, der Amazonas, der Humboldtstrom und El Niño sorgen für zahlreiche Mikroklimata, wie wir nahezu jeden Tag am eigenen Leibe spüren.

In Papallacta essen wir nach einigem hin und her in einem kleinen Restaurant sehr lecker, sehr einfach und ganz frisch. Nach unserer Bestellung holt die Köchin das Huhn...

Zurück über den Papallacta-Pass, zum letzten Mal in 4000 Meter Höhe bei 8° Grad, geht es nach Quito zu Arie, wo wir vor unserem Cuyabeno-Abenteuer ja auch schon einmal waren. Kurz vorher lassen wir unser Auto noch waschen, die Zeichen stehen deutlich auf Ende und Abschied. Blöderweise ist es auch bei Arie nicht sonderlich warm, und kurz nachdem wir ankommen, regnet es. Optimales Wetter zum Packen... Wir bauen erstmal und zum letzten Mal das Zelt auf samt Vorzelt - und bleiben optimistisch, dass wir all das noch rechtzeitig trocken kriegen vor dem endgültigen Einpacken.

Das Wetter wird besser, wir räumen das Auto aus, jeder macht sich einen Quito-Galapagos-Stapel und wir beginnen mit der Inventur. Hans hatte schon vorher diverses Zeug, das lose im Kofferraum ist, gelistet. Jetzt geht es um die Kisteninhalte. Lasse zählt tapfer die Kiste mit dem ganzen Küchenzubehör und lernt, da die Liste auf Englisch sein muss, viele Vokabeln... Schneebesen, Reibe, Wäscheklammern...

Schön ist auch der Dreckwäschesack... ich erspare die Details.. 

bei der Medikamentenkiste beschränken wir uns dann auf die Angabe "Reiseapotheke"... und die ganze Prozedur  dauert trotzdem... auch die Entscheidung, welche Mitbringsel, welche Souvenirs müssen sofort mit, was kann gut noch sechs, sieben Wochen warten? Welche Schulbücher hatten wir nochmal doppelt, welche nicht? Und welche brauchen wir für die restlichen Tage noch?

Abends sind die Rucksäcke weitestgehend gepackt, das Handgepäck auch und alles ist im Auto. Wir kochen noch einmal Nudeln mit den Resten, die wir haben, nerven uns gegenseitig noch ein bisschen an und schlafen endgültig zum letzten Mal im Dachzelt. Einerseits kaum zu glauben, traurig, schade, andererseits ist ein eigenes Bett, ein eigenes Bad nebenan, eine Dusche, wann immer man sie braucht, und wie Liska sagt, ein bisschen "Privatsphäre" durchaus ganz verlockend. Auch Haut und Haar freuen sich auf ein bisschen mehr Pflege, Haut, Nasenschleimhäute und Lippen hängen und hingen immer wieder mal in Fetzen, abwechselnd oder auch übereinander Sonnencreme und Insect Repellent tun ihr übriges. Saubere - nicht nur in 25 Minuten in kaltem Wasser in halbelektrischen Maschinen gewaschene - Wäsche, wann immer man möchte, ist auch eine schöne Aussicht. Einen anderen Pullover, als den drei Monate lang gewohnten, grenzt schon an Luxus. Irgendwie wird es zunehmend mehr okay, dass es zu Ende geht. Und während ich all das schreibe wird einnal mehr deutlich, wie ungerecht die Welt ist und welch unverschämtes Glück wir haben, dass wir all das in Aussicht haben...