Wo fahren wir heute hin? Zu den Thermalbädern nach Papallacta oder von Baeza aus ein Stück Richtung Tena zu einem schönen Overländer-Platz an einem Fluss mit Wasserfall, wo man auch baden kann? Die Kinder haben mehr Lust auf Fluss, also Fluss.
Wir fahren auf uns vom Hinweg schon bekannter und immer noch eindrucksvoller Strecke nach Baeza, wo wir uns in einer Bäckerei ein paar Teilchen holen - sieben Teilchen für 2 Dollar und eine Pizza kostet 12 Dollar, erstaunlich, erstaunlich. Baeza ist ein kleiner Ort mit typischen Straßenszenen und Lebendigkeit. An einer Treppe verkaufen zwei Frauen Guava, eine sehr lange Art von Schote, die man längs aufschlitzt. Darin befindet sich in Abschnitte unterteilt weiße Fruchtstücke, die ein bisschen aussehen wie Banane, nur viel weißer. Das Fruchtfleisch ist ganz süß und in jedem Stück ist ein dicker, schwarz glänzender, länglicher Kern. Diese Frucht haben wir bei Mama Aurora im Dschungel kennengelernt, und Lasse und ich gehen noch ein Bündel davon kaufen. Inzwischen habe ich meinen Kulturschock Ecuador überwunden, alles ist normal, auch das ecuadorianische Spanisch verstehe ich inzwischen genauso gut oder schlecht wie in den anderen Ländern - es macht wieder richtig Spaß mit den Menschen in Kontakt zu kommen und ihnen in ihrer Freundlichkeit und Offenheit zu begegnen.
Von Baeza Richtung Tena ändert sich die Landschaft noch einmal, kurvige Straße durch hügelige, grüne und immer noch tropische Landschaft. Die Häuser werden ärmer, viele Holzbuden am Wegesrand. Doch in dieser tropischen und fruchtbaren Umgebung wirkt die Armut lange nicht so deprimierend wie in den Wüstenzonen oder am Rande der großen Städte. Doch auch hier ist sie offensichtlich. Es regnet reichlich während dieser Fahrt, aber irgendwoher muss das Grün ja auch kommen. Wir überqueren einen Fluss und erreichen das "USA Yuka"-Camp, wo Rider, ein Quechua uns warmherzig willkommen heißt und wir das Gefühl haben, im Garten Eden angekommen zu sein. Ein sehr großer, palmgedeckter Holzpavillon mit vielen Tischen und Stühlen, eine Küche, ein kleiner Pavillon mit Hängematte inmitten eines tropischen Gartens mit blühenden Blumen und Sträuchern oberhalb des Flusses mit Blick auf einen gegenüberliegenden Wasserfall. Wunderschön! Hans geht mit Liska und Lasse im Fluss baden, ich schreibe Blog in dieser fantastischen Umgebung, in der es einmal mehr schmerzt, dass all das nun zu Ende gehen soll. Es gibt noch so viel mehr zu entdecken und zu erfahren.
Den ganzen Nachmittag übt eine Gruppe Jugendlicher einen Tanz ein, für ein Fest, zu dem wir auch eingeladen werden, aber leider nicht mehr da sind
Dafür können wir abends das Quechua-Lied mitsingen und haben noch zwei Tage später einen Ohrwurm davon. Bisschen laut und nervig auf Dauer, aber auch schlicht Ecuador live.
Von Monika Parra wissen wir inzwischen, dass wir für die Verschiffung für den Zoll eine ganz detaillierte Liste brauchen mit allem, was wir im Auto haben. Eine tolle und wirklich verlockende Aufgabe... Da nicht ganz klar ist, was und wer was mit nach Galapagos nimmt, verschieben wir die Erstellung der Liste auf den nächsten Tag, der unser Packtag sein wird. Die Aufgabe, alles zu packen, der traurige Abschied vom Dschungel und die extrem ambivalenten Gefühle bezüglich des Endes der Reise zerren an allen Nerven und erstmalig in diesen drei Monaten bricht die Stimmung in unserem Familienteam und wir nerven uns so richtig gegenseitig an.
Wie schön, dass wir es abends, als es stockfinster ist, schaffen, alle gemeinsam den wunderbaren Sternenhimmel samt Sternschnuppen zu genießen, bevor wir in diesem Paradies die vorletzte Nacht im Zelt schlafen.
Rider kümmert sich wirklich herzlich um uns und es ist extrem schade, dass wir uns mit ihm nicht besser unterhalten können. Wie so oft und wie so viele kann er am nächsten Morgen überhaupt nicht glauben, dass wir zu viert in diesem Dachzelt schlafen und macht eine Besichtigung. Dass wir nur diese eine Nacht bleiben, erstaunt ihn auch, und hätten wir mehr Zeit, würden wir sicherlich länger bleiben, einfach unglaublich schön und erholsam hier. Zum Abschied schenkt er Liska und Lasse ein Armband und natürlich werden auch hier noch Fotos mit den weißen Menschen vom anderen Planeten geschossen.
Während Liska es langsam leid ist, überall angeschaut und immer mal wieder auch fotografiert zu werden, finde ich es nach wie vor total gut - dann kann ich auch weiterhin schauen und fotografieren. Das macht es einfach.