Das letzte Frühstück steht auch im Zeichen der Resteverwertung, trockenes Brot, der letzte liebevoll von Hans und Hand gefilterte Campingkaffee, den ich so liebe, die unglaubliche Errungenschaft von Leberwurst..
Wir haben bis halb zwölf Zeit, endgültig fertig zu werden und verschenken alle Lebensmittel, die wir noch haben, an Stefan und Loretta, die schon bei Arie waren, als wir das erste mal dort waren und die immer noch dort sind. Die beiden versuchen ihr Auto zu verkaufen, weil sie kein Geld mehr haben. Da kommen unsere zahlreichen Reste sehr gut an. Wir zicken uns auch heute noch ein bisschen an, doch am Ende ist tatsächlich alles gepackt und gelistet, und wir verlassen Arie, dem Hans noch einen unserer beiden Reservekanister mit dem Rest bolivianischen Diesels schenkt.
Unser erstes Ziel in Quito ist Willi, mit dem wir noch endgültig abrechnen. Wir kommen zu früh und gehen noch ein Almuerzo essen. In unendlich vielen kleinen Restaurants in Südamerika kann man mittags für ganz wenig Geld ein Mittagsmenü essen - das almuerzo. Teilweise stehen die Frauen auch einfach mit riesigen Töpfen am Straßenrand. Zwischendurch wäre ich irgendwann eher verhungert als noch mehr Almuerzo zu essen. Doch jetzt ist es mir irgendwie egal. Ist es, weil es eine der letzten Chancen auf Almuerzo ist oder ist es die große Gelassenheit angesichts der Tatsache, dass leckeres, vertrautes Essen in ganz naher Zukunft wieder Alltag sein wird? Ich weiß es nicht, vielleicht beides. Die Suppe ist natürlich mit Koriander gewürzt, den wir alle nicht mögen und trotzdem essen. Doch der Rest schmeckt allen außer Hans, satt werden wir alle, und bei einer Beilage wissen wir nicht, was wir gegessen haben. Zum Nachtisch bekommt jeder ein Schälchen mit drei Weintrauben. Der ganze Spaß kostet für alle zusammen 12 Dollar.
Bei Willi zahlen wir das noch ausstehende Geld, bekommen noch ein paar Infos zu Galapagos, erzählen von unserer Cuyabeno-Begeisterung und verabschieden uns auch hier.
Jetzt wird es ernst. Wir fahren die allerletzten Kilometer mit unserem eigenen Auto zu INSA, wo wir um 15 Uhr mit Monika Parra verabredet sind, um unser Auto abzugeben. Die Frau an der Rezeption teilt uns mit, dass Monika erst um 16 Uhr komme. Na, klasse! Doch um viertel nach drei ist sie da. Hans unterschreibt noch zwei Dokumente. Bei einem erteilen wir die Genehmigung, dass INSA für uns die Zollformalitäten abwickeln darf. Wir haben selten ein Dokument lieber unterschriebeben. Ein Teil der Dokumente muss neu gedruckt werden, da bei der Funny Frontera, bei unserer Einreise nach Ecuador zwar alles sehr funny, aber etwas ungenau war. So steht in unserem Zolldokument ja schon nur eine 30-Tage-Aufenthaltsgenehmigung statt 90 für das Auto und als Baujahr des Autos 2007 statt 2014. Tja, welches Jahr nehmen wir nun für die Ausreisedokumente? Monika erweist sich erneut als clever und hilfreich - sie druckt alle Dokumente doppelt, einmal mit 2007, einmal mit 2014. Wird schon klappen.
Gemeinsam mit Monika stellen wir das Auto auf dem Parkplatz noch einmal um und die INSA-Mitarbeiter nehmen es weit gründlicher unter die Lupe als je jemand zuvor.
In der Kabine vorne ist er irgendwann mal fertig, Auto von außen und unten ist inspiziert, und wir warten schon sehr gespannt darauf, was mit unserem Kofferraum passieren wird. Wenn er den genauso gründlich auseinander nimmt, dauert es wohl was länger hier... Wir öffnen die Klappe und beobachten, wie ihm die Kinnlade runterfällt. Es ist der kurze Augenblick des entscheidenden Einsatzes von Monika, die ihm sagt, dass es eine Liste des Inhaltes gebe. Daraufhin leuchtet er kurz mit seiner Taschenlampe hinein und beendet das ganze. Schwer auszumachen, ob er selbst oder wir darüber glücklicher sind.
Dann wird das Auto gemessen, besonders in der Höhe und die Männer fangen an zu diskutieren. Bisschen spannend, zumal wir den Container, der da steht, auch schon ein wenig skeptisch angeschaut hatten, und wir verstehen die Diskussion nur teilweise, aber eben doch. Das Auto ist 2,25 Meter hoch und der Container auch. Die Tür des Containers ist jedoch noch etwas niedriger. Sie einigen sich darauf, uns mitzuteilen, dass sie eventuell etwas Luft aus den Reifen lassen müssen. Kein Problem, Hauptsache, sie verschiffen das Auto.
Der Abschied vom Auto ist merkwürdig. 17000 gemeinsame Kilometer durch sechs Länder zu 60 verschiedenen Übernachtungsplätzen, so grausige Straßen, kilometerweise Waschbrett, Waldwege, tiefste Schlaglöcher, Schotter, Höhenprofile zwischen 2500 und 5000 Metern, immer wieder rauf und runter, und alles - bis auf den Dachgepäckträger - hat gehalten. Kein Platten, kein Achsbruch, nicht einmal eine Glühbirne ist kaputt gegangen, kein Unfall, nicht einmal eine kritische Situation, vielleicht einmal, aber insgesamt sind die Südamerikaner in allen Ländern, in denen wir waren, allen anderen Darstellungen und Aussagen zum Trotz, rücksichtsvolle und eher zurückhaltende, entspannte Autofahrer. Und nach all diesen gemeinsamen Erlebnissen, Abenteuern, Erfahrungen lassen wir es hier zurück. Traurig, dankbar und auch erleichtert...
Wir nehmen unsere Rucksäcke und machen uns als Backpacker auf den Weg zu den letzten Abenteuern unserer Reise. Mit dem Taxi fahren wir erneut für zwei Nächte ins Hilton zum Expedia-Dumping-Preis und freuen uns schon jetzt auf das Frühstücksbuffet und den Pool. Über die deutsche Expedia-Seite kann man mit Kindern bis 18 Jahren ein Vierbettzimmer zu einem wirklich guten Preis buchen, das ein so viel besseres Preis-Leistungsverhältnis bietet als die landestypischen Hotels, das wir uns das noch einmal gönnen.