Tatsächlich hat alles Gepäck das gleiche Ziel erreicht wie wir. Das erste Stück von uns auf dem Band ist Lasses Handgepäck-Rucksack mit dem Leatherman, und auch alle vier großen Rucksäcke erscheinen nach einer Zeit auf dem Band. Auf geht's, recht achtlos am Zoll vorbei, zum Ausgang und zum Taxi. Alles so bekannt, so gewohnt und doof und gleichzeitig so ungewohnt und fremd, so endgültig.
Zu Hause fliegen die Kinder selig in die Arme von Omas und Opa, die uns freudig empfangen. Auch zu Hause alles so wie immer, alles sauber, geputzt und entstaubt und doch alles anders. Nach Omas und Opa werden die Katzen gesucht, gefüttert, gestreichelt, die Esel liebkost. Drinnen brennen Geburtstagskerzen für Liska, ein Kuchen und Geschenke zieren den Tisch. Ein Gläschen Sekt für die Großen, ein Blumengruß. Suppe und Auflauf gekocht, eins für heute, eins für morgen, ankommen dürfen und satt werden, ohne uns kümmern zu müssen. Der Kühlschrank gefüllt, frisches Obst und Gemüse bereit. Eine ganze Kühltasche mit so bitter entbehrtem Silvestersekt und Haribo-Colorado, dazu Chips und Schokolade für einen gemütlichen Abend oder auch zwei von Ulrike, eine große Tüte Haribo-Colorado mit so lieber Welcome-Karte von Ira, wirklich ein rührender und berührender Empfang. Doch was erzählen wir? Wo anfangen? Welche Worte passen? Gibt es überhaupt welche? Alles aufeinmal in mir, will es überhaupt raus? Es ist schön, es teilen zu dürfen, aber ist es überhaupt teilbar? Wollen wir hier überhaupt sein? Liska und Lasse auf jeden Fall, Hans auch....Und ich? Platz im eigenen Bett ist wunderbar!!! - stimmt das überhaupt? Eine warme Dusche, aus der vermutlich unbegrenzt Wasser käme, tut so gut! - aber ist es das, was ich brauche, was ich will?
Vollkommen hin- und hergerissen reise ich im Traum weiter, wache traurig zu Hause auf, kaum fassbar, ich bin wirklich hier, es ist zu Ende. Das erste Frühstück am eigenen Tisch schmeckt fantastisch, doch wo ist das Dachzelt, der frisch gefilterte Campingkaffee, die wilde Natur um uns herum, die Freiheit, nichts zu tun oder auch alles?
Auspacken ist lästig, mit jedem Stück muss ich mich mehr der heimatlichen Realität stellen. Der Berg Post ist beachtlich, aber nicht unüberwindbar. Die spanische Zeitschrift ist irgendwie nur noch Ironie des Schicksals. Verstehe ich mehr als vorher? Ja, deutlich, aber wofür? Es gibt kein Ziel mehr, die Sprache zu lernen, es macht nur wehmütig, sie so zu sehen.
Und doch, es ist total schön hier, nur so schrecklich bekannt...
Diese Hin- und Hergerissenheit ist anstrengend. Zum Glück haben wir noch diese gemeinsame Woche, um anzukommen, was immer das heißen mag und wo immer das ist.