Da ist es doch tatsächlich passiert: ich habe Weihnachten vergessen... geschrieben auf dem Handy und gesichert war es zum Glück, aber vergessen hochzuladen. Wie konnte das passieren? War Weihnachten einfach zum Vergessen? Ein bisschen schon, aber der Salar war großartig und das Salzhotel besonders. Hier der Nachtrag, nachdem wir Emilio und seine Familie mit unserer Dreckwäsche morgens an Heiligabend in Uyuni zurückgelassen haben:
Erster Stopp: Eisenbahnfriedhof. Eine große und kuriose Ansammlung von ausrangierten Dampfloks, die zusätzlich ziemlich ausgeschlachtete Rostmodelle sind. Durchaus sehenswert, drumherum nichts als Staub und Müll. Anschließend fahren wir in die Stadt, die uns etwas versöhnlicher mit Uyuni stimmt. Weit lebendiger geht es hier zu, Menschen auf der Straße, ein Stück Fußgängerzone, Läden und Lokale. Wir holen Geld und schauen uns einen Moment um, immer noch auf der Suche nach Kontakt mit dem Land.
Weiter geht's nach Norden durch den sehr, sehr armen Ort Colchani zum Salzhotel, wo wir spontan ein großes Zimmer bekommen, das wir uns zum ansonsten sehr traurigen Weihnachten gönnen. Wir vermissen Plätzchen, Weihnachtsbaum, Stimmung, Kerzen und Geschenke... doch das Hotel ist toll. Komplett aus Salz gebaut und liebevoll gestaltet mit vielen gemütlichen Details und einfach schön alles aufeinander abgestimmt. Hier durfte sich ein Architekt mal austoben. Uns tut ein richtiges Bett, eine Dusche, ein bisschen Luxus nach all dem, was wir erlebt und gesehen haben gut, es tut gut, einfach mal für einen Moment auszusteigen, auch wenn es gleichzeitig ein schlechtes Gewissen macht. Wir können aussteigen, anderere nicht. Die Ungerechtigkeit des Lebens ist unmittelbar spürbar.
Und dann fahren wir zwischen den ganzen Touranbietern einfach selbst auf den Salar. Emilio hatte uns gesagt, er sei komplett trocken und wir könnten das problemlos tun. Und so ist es auch. Open Street Map hat sogar die Spuren im Salar, aber wir fahren auch einfach nur so weit, dass zumindest Hans immer noch weiß, wo wir hergekommen sind. Stopp an einem Ojo, einem blubbernden Wasserloch, an dessen Rand die Salzkristalle sitzen wie Eis.
Irre, wie riesig diese weiße Fläche ist, schier unendlich - wie so vieles auf dieser Reise.
An einem kleinen Hotel im Salar treffen sich wohl alle Touristen. Hier stehen Fahnen aus (fast) allen Ländern und flattern im Salzwind, ein schönes Fotomotiv, die deutsche Flagge fehlt. Nicht schlimm, wir verbinden uns gern und immer mehr mit der Europaflagge. An einer Stelle sind wir völlig allein, machen ein Picknick und bestreuen den Frischkäse mit Salarsalz.
Den restlichen Nachmittag verbringen wir in voller Entspannung in unserem Salzhotel, lecken mal an der Wand, tatsächlich alles salzig, duschen und fühlen uns seit Tagen erstmals und nur vorübergehend sauber. Abends dann ein sehr mittelmäßiges, ziemlich überteuertes Weihnachtsbuffet und trotzdem schön, auch wenn unser deutsches Weihnachten viel schöner ist. Gemeinsam ins Bett gekuschelt schauen wir noch gemütlich "Kevin allein in New York" und schlafen anschließend mit viel Platz in den riesigen Betten ein.