You are in Bear Country!

Okayyyy - dass es Bären gibt, war ja schon immer klar. Fahren und vor allem fliegen ja durchaus einige Touris gezielt zur (extrem teuren) Bärenbeobachtung. Wir waren lange davon ausgegangen, auch auf Basis unserer USA-Bärenerfahrung, es ist eher sehr unwahrscheinlich, einen zu treffen. Es ist vernutlich gut, vor möglichen Risiken zu warnen und Deppen, die sich nicht an dringende Sicherheitsempfehlungen halten, gibt es immer und überall. Australien, wo die giftigsten Tiere der Erde leben, haben wir schließlich auch überlebt, in Argentinien amüsiert über die ausdrückliche Warnung vor der deutschen Wespe beim Camping geschmunzelt, okay, vor den Affen in Namibia durchaus Schiss gehabt und der Alligator in Florida war auch scary...

 

Also haben wir dann doch mal zu den Bären und den damit verbundenen Gefahren und Risiken gelesen - schluck!!!

Allein in Alaska gibt es 50.000 Schwarzbären und nochmal genauso viele Grizzlys und bei einem längeren Aufenthalt in der Wildnis sei eine Begegnung quasi vorhersehbar. Ups. Und ihr Verhalten sei quasi genauso unberechenbar wie das der Menschen. Und dann gibt es 1000 verschiedene Ratschläge, wie man die Begegnung mit dem Bären am besten verhindert und dass man am besten viiiiieeeel Abstand hält, wenn man einen sieht. Mindestens 50m, besser 100m vom Zelt entfernt kochen (gilt das auch für Pick-up-Camper? Können ja schlecht die Küche ausbauen...), Lebensmittel in 4m Höhe aufhängen, Shampoo, Seife, Zahnpasta etc. ebenfalls (brauchen entweder ein langes Seil oder eine Leiter ...), fängt man einen Fisch, soll man ihn an einem langen Seil hinter dem Boot herziehen, damit auf keinen Fall das Boot nach Fisch riecht und auch der Hinweis, das Messer, mit dem man den Fisch zerlegt oder die Salami geschnitten hat, nicht an der Hose abzuwischen, ist ein guter. Das mit dem Abstand ist auch eine ganz passende Idee -  so lange der Bär sich auch daran hält...

Beim Wandern sollen wir singen, Glöckchen läuten, mit Steinen in Konserven rasseln, damit der Bär weiß, dass wir kommen und er besser geht.

 

Was machen wir eigentlich, wenn der Bär kommt und wir gerade alle hinten in unserer Wohnkabine sitzen, die keinen Durchgang zur Fahrerkabine hat? 

Wir werden kreativ.... eine Palette Honig muss mit. Wir schmeißen dann ein Glas Honig möglichst weit weg, der Bär läuft zum Honig und Hans (wer sonst?) rennt schnell in die Fahrerkabine und wir fahren weg... vielleicht kaufen wir doch ne Schusswaffe im erstbesten Supermarkt? Sollte diese Möglichkeit vielleicht doch gar nicht so schlecht sein, wie hier immer diskutiert? 

 

Und was passiert, wenn man den Bären dann doch trifft? Nun, auch dazu gibt es viele hilfreiche Tipps, für deren Anwendung und die notwendige vorhergehende Analyse der Bär uns im Ernstfall sicherlich alle Zeit geben wird, die man so braucht... zunächst gilt es zu unterscheiden: Schwarzbär oder Grizzly? Und nicht denken, ist einfach, Schwarzbären seien halt schwarz. Ne, leider nicht. Die Fellfarbe ist sehr variabel und kann durchaus gleich sein. Aber Schwarzbären sind kleiner. Toll, dann sollte er den Grizzly direkt mitbringen, damit wir den Unterschied erkennen. Wir können aber auch auf einen Baum flüchten. Klettert der Bär hinter uns her, ist es eher ein Schwarzbär, kann aber auch ein junger Grizzly sein. Ein alter Grizzly klettert nicht mehr auf Bäume. Immerhin vor dem wären wir dort oben dann sicher, es sei denn, er schüttelt den Baum.

Der Grizzly hat den charakteristischen Schulterbuckel, das könnte helfen. Ansonsten sicherlich auch besonders leicht zu erkennen, wenn man ihm erstmal gegenübersteht und alle Ruhe zum genauen Hinschauen hat: beim Grizzly ist das Gesicht zwischen Ohren und Nase deutlich gewölbt, bei den Schwarzbären ist diese Linie gerade. 

Und wofür ist diese Unterscheidung jetzt wichtig? Well, there are different rules ... if it's black, fight back. If it's brown, lay down. - Das ist wirklich ein entscheidender Unterschied und es geht dabei, wie gesagt, nicht wirklich um die Fellfarbe.

Und dann ist es noch so, wenn es sich denn um einen Schwarzbären handelt, darf man auf gar keinen Fall sofort anfangen zu fighten, nein, erst gilt es zu analysieren, ob er vielleicht nur  einen Scheinangriff inszeniere und im letzten Augenblick noch abwende. Ja, die Nerven, auf einen Scheinangriff nicht reinzufallen, haben wir als Fechter natürlich langjährig trainiert. Wird klappen.

Auf keinen Fall darf man schreien oder weglaufen, stattdessen ruhig mit ihm sprechen, möchte sehen, wer von uns ihm dann in Seelenruhe das Märchen von Rotkäppchen und dem bösen Wolf oder ähnliches erzählt, sich groß machen, soll auch noch helfen - und Bärenspray! Den sollte man dann allerdings in der Hosentasche haben, nicht im Rucksack. Und bevor man ihn benutzt, muss man erst noch die Windrichtung prüfen und ggf. den Bären bitten, sich anders zum Wind zu stellen, damit man ihn und nicht sich selbst der Ladung Pfefferspray aussetzt... wirklich viele hilfreiche Tipps, die echt Hoffnung machen...

Den Grizzly kann man also nur zusammengerollt im Dreck liegend über sich ergehen lassen, den Schwarzbär soll man boxen, treten, versuchen, ihm mit den Fingern die Augen auszustechen, ihm mit einem Knüppel oder einer Axt eins überbraten... "Schwarzbären lassen sich oft durch entschlossene Gegenwehr vertreiben. Wahrscheinlich werden Sie aber aus so einer Situation nur mit erheblichen Verletzungen davonkommen, aber immerhin haben Sie eine Chance." (www.walter-steinberg.de) - macht Mut.

 

Aber - und jetzt kommt das wirklich entscheidende ABER - in 89% aller Bärenunfälle in Nordamerika waren Einzelpersonen verwickelt, in 8% waren es Zweiergruppen und nur in 3% Dreiergruppen. Es ist kein einziger Fall bekannt, bei dem eine Gruppe ab vier Personen angegriffen und verletzt wurde. Yeah!!! Diese Reise wird uns noch einmal ganz anders zusammenschweißen. Da bin ich sehr sicher.