Morgens in Palmer noch einen kurzen Blick auf die angepriesene Reindeerfarm im Regen. Doch das ist eher ein kommerzieller Streichelzoo mit ein paar Rentieren, die wir auch kostenlos vom Parkplatz aus anschauen können. Den Elch sehen wir von der Straße aus, mehr brauchen wir davon nicht. Lasse hat am Vortag beschlossen, ein zweites mal die Shooting Range brauche er nicht, weil es beim zweiten mal bestimmt nicht mehr so viel Spaß mache. So starten wir weit früher. Letzte Besorgungen im Supermarkt, u.a. ein Grillhähnchen und Palmer ist nun endgültig und rundum abgearbeitet, wir verlassen es gern auf dem Glennhighway. Es wird ein nahezu reiner Fahrtag. Aber allmählich wird das Wetter besser und wir sehen die fantastische Landschaft aus ständig wechselnden Perspektiven. Tatsächlich blauer Himmel mit tollen Wolken, Berge, Flüsse, bunte Wildblumen, Fireweed. Hähnchenpause, Kaffeepause. Dann die ersten Blicke auf den Matanuskagletscher. Wow! Das sieht schon echt eindrucksvoll aus, wie dieser 6km breite Gletscher in der Ferne durch die Berge fließt. In allen unserer drei Reiseführer steht, dass man auf einer 6km langen Stichstraße quasi bis an den Gletscher heranfahren und nach einem kurzen Fußweg auch auf ihn drauf kann. Wir finden die Zufahrt, eine irre steile, kurvige, enge Straße, die an einem Parkplatz vor einer Schranke endet. Visitorcenter, Giftshop. Wir gehen rein, hatten inzwischen gelesen, dass der Zugang zum Gletscher inzwischen 20 Dollar pro Nase kostet und schon überlegt, dass wir keine 80 Dollar bezahlen wollen, um kurz unsere Füße auf das Eis setzen zu dürfen. Im Visitorcenter werden wir sehr freundlich empfangen, sagen, dass wir gern zum Gletscher wollen, was die Frau in freundlichstem amerikanischen Singsang geradezu großartig findet und ohne mit der Wimper zu zucken, sagt, das sei gar kein Problem und einfach nur wunderbar, 125 Dollar each. WHAT????? - absoluter Ernst. Wir bleiben nicht ganz so freundlich und verlassen diesen Wucherort. Parken wäre übrigens inklusive gewesen.
Auf der weiteren Fahrt zitieren wir immer wieder ungläubig den Kopf schüttelnd: "Onehundredandtwenniefive Dollars" (!!!) und amüsieren uns über diese Unverfrorenheit.
Wir beschließen, bis Glennallen zu fahren und von dort eventuell auch noch ein Stück nach Süden den - an anderen Abschnitten schon bekannten - Richardson Highway und uns dort einen Campingplatz mit Duschen und WiFi zu suchen. Doch einen wirklich ansprechenden Platz finden wir bereits vor Glennallen, nehmen in Kauf, morgen weiter fahren zu müssen, als geplant und checken ein. Eine extrem humorvolle Frau nimmt uns in Empfang, der Spaß kostet 50 Dollar, wozu Hans meint:"Wow!" Und sie antwortet: "Don't say 'wow'" und zählt auf, was wir alles für unser Geld bekommen und dass die Kreditkarte doch eh nur Plastik sei. Wir erzählen von unseren eingesparten Glacierkosten und sie kann es überhaupt nicht glauben. Sie wusste, es sei pricy, but sie didn't know how much it is. Und sie regt sich gemeinsam mit uns nochmal auf und fragt, ob sie uns goldene Schuhe für den Walk gegeben hätten. Anyway... der Campingplatz ist neu und sehr liebevoll angelegt, wir stehen bei schönem Wetter direkt am Fluss, die Mosquitos halten sich in absolut erträglichen Grenzen, das WiFi funktioniert hervorragend, unsere site ist extra nah an der laundry, denn da ist der Router, sie meinte, Lasse könnte - "take your pillow and your blanket" - dort übernachten, die Duschen sind super, nur meine am Ende kalt. Hans und ich laufen abends noch ein bisschen in der Gegend rum, ich sitze noch lange draußen zum Schreiben, jetzt dann doch mit zwei Moskitospiralen, aber was soll's. A nice day, wenn auch viel Fahrerei.