Nachdem der gestrige Tag so wenig befriedigend war, haben Hans und ich beschlossen, heute den King's Throne Trail zu gehen. Hans hatte ihn beim I Overländer als lohnend gefunden und wir entschieden uns für die 6km lange Alternativroute mit 700 Höhenmetern. Zunächst hatten weder Liska, noch Lasse Lust dazu, doch schon am späten Vorabend wurde klar, dass beide mitgehen werden - wie schön. Besonders da es wohl unsere letzte Wanderung auf dieser Reise sein wird, ist es richtig schön, dass wir den Gipfel noch gemeinsam stürmen wollen. Beim Frühstück und bei der Proviantplanung lösen wir das erste Missverständnis auf. Liska, Lasse und ich sind davon ausgegangen, dass die 6km nur den Hinweg beziffern, Hans ist jedoch der Meinung, es sei ein 6km Roundtrip. Daraufhin höre ich auf, noch mehr Brote zu schmieren. Plötzlich klingt das ganze ziemlich easy. Doch der Weg, der zunächst runter zum Kathleen Lake, anschließend sehr schön durch den Wald führt, wird immer steiler und anstrengender. Das allein wäre ja nicht schlimm, doch oberhalb der Baumgrenze steigen wir sehr lang einen Geröllhang rauf, der alle Größen von Steinen und Gravel hat und der Weg ist nicht mehr eindeutig markiert. Es ist tierisch anstrengend und wir haben eine fantastische Aussicht auf den inzwischen weit unten liegenden See und seine umliegenden Berge. Doch wir haben schon beim Aufstieg Respekt vor dem Abstieg. Den von Hans gewählten Trail finden wir nicht ausgeschildert. Das Rätsel löst sich irgendwann von selbst. Hans Weg beschreibt lediglich die Fortsetzung des 10km Weges, den wir hoch zum Sattel gehen. So ist ebenfalls irgendwann klar, wir werden nicht bis ganz oben gehen, dafür reichen Energie und Wille nicht. Wir suchen uns einen schönen Punkt im Gelände, genießen die Aussicht, picknicken, pausieren und steigen wieder ab, was tatsächlich kein Vergnügen ist. Wir rutschen und schliddern, hinfallen möchte hier keiner, Hans und Lasse sind deutlich schneller und warten auf Liska und mich an der Baumgrenze, nach der wir wieder gemeinsam die letzten Kilometer durch den Wald zurückgehen. Echt toll, dass wir das gemeinsam gemacht haben, der Tag fühlt sich direkt viel besser an. Hans, Liska und ich nehmen noch den Umweg zum See in Kauf, während Lasse schon mal zurück zum Camper aufsteigt. Wir wollen sehen, ob man im See baden kann. Schon vor der Wanderung hätten wir dringend eine Dusche gebraucht, jetzt - klitschnass geschwitzt - geht es ohne eigentlich und endgültig gar nicht mehr. Wild entschlossen in dem eiskalten See baden zu gehen, laufen auch wir die letzten 800m hoch zum Campingplatz, brauchen aber erstmal Pause. Und in dieser Pause stellen wir uns immer stärker die Frage, warum wir nicht einfach die Außendusche unseres Campers nutzen. Wir müssen morgen sowieso dumpen und Wasser auffüllen, für sparsames, gemeinsames Duschen wird es noch problemlos reichen, Gas, um es sogar zu erhitzen, haben wir noch reichlich und nochmal zum See runter- und nass wieder hochzulaufen hat auch keiner Lust. Nackt auf dem Campingplatz trauen wir uns nicht. Auch wenn es Kanada und nicht USA ist und eine Chance besteht, nicht direkt erschossen zu werden, ziehen wir lieber Badesachen an. Und vielleicht ist es trotz der extrem wassersparenden Methode die schönste Dusche unseres Leben. Es muss ein lustiger Anblick sein, wie drei Leute unter einem Rinnsal halbkalten Wassers abwechselnd vor Begeisterung rumhüpfen. Dieses Gefühl von sauber sein, nicht mehr zu stinken ist einfach unglaublich und unglaublich gut. Dieses Glücksgefühl und Wohlbefinden ist heute nicht mehr zu übertreffen. Danach verbringen wir viel Zeit im Camper, weil keiner mehr Off gegen die Mücken auf die frisch gewaschene Haut sprühen möchte.