Kluane National Park - Rangerprogramm

Abends waren Hans, Liska und ich sauber und ohne Off, man muss Prioritäten setzen, erneut beim Campfire Talk. Diesmal hat mit John ein super sympathischer Mann der "First Nation People" mit dem topic "The use of the moose" den Abend gestaltet und neben dem Hauptthema auch einiges über die Geschichte seines Volkes und seines eigenen Lebens erzählt - auf absolut beeindruckende Weise und mit leuchtenden Augen der Begeisterung, obwohl auch seiner indigenen Volksgruppe wahnsinnig viel Leid angetan wurde durch die Weißen, durch uns Weiße, die viel zu oft denken und gedacht haben, sie wissen besser über das Leben, über die Erde, über den Kosmos Bescheid und müssen unsere kranke Zivilisation in die eigentlich viel heilere, gesundere und weisere Welt der im Einklang mit der Natur lebenden Völker bringen und ihnen den ach so richtigen Weg in ein besseres Leben weisen. 

Wie hilfreich Maßnahmen der Nationalparkbehörde sind, wie die Sprache der Natives anzuerkennen und Seen, Flüssen, Bergen die ursprünglichen Namen zurückzugeben, bleibt für mich fraglich. Es ist sicherlich zwingend notwendig gewesen, den Natives das Jagen und Fischen im Bereich des Nationalparks zu ermöglichen, damit sie ihr halbnomadisches Leben weiterhin leben und überleben können, aber diese Contracts als große Errungenschaft und als ein tolles gemeinsames Konzept zu betrachten, nachdem man ihnen erst alles eigene und ursprüngliche genommen hat? Well, das ist für mich nicht so eindeutig und nur gut, wie es dargestellt wird.

Und schön, dass diese Abende so gut besucht sind, bei Lagerfeuer und heißem Aufgussgetränk aus auf dem Feuer in großen Blechkannen erhitzten Wasser entsteht immer wieder eine besondere Atmosphäre. Auch viele Kinder lauschen dem Programm und werden sehr nett voll integriert. Über "use of the moose" lernen wir einiges Neues. Wer wusste schon, dass das Leder in der Gehirnmasse des Elches eingeweicht besonders smooth wird? Dass der gut gespülte, gebratene Enddarm die absolute Delikatesse ist? Dass sie quasi alles vom Elch essen einschließlich der Augäpfel, der Nasen, der Zungen? Dass man das an Bäumen laut gescheuerte Schulterblatt nutzt, um einen Elchbullen anzulocken durch Imitation des Geräusches, dass der Elch mit seinem Geweih erzeugt und so einen zweiten Bullen zum Kampf anlockt? 

Bereits gestern hatten wir erfahren, dass im gemeinsamen Nationalpark Wrangell-St.Elias in Alaska und Kluane in Kanada das größte nicht polare Eisfeld der Welt liegt. Und dass der Vulkanausbruch des nun Mount Churchill genannten Vulkanes um 800 n.Chr. durch seine meterhohe Ascheschicht in der hiesigen Gegend die Natives bis nach Arizona vertrieben hat. Inzwischen hat man festgestellt, dass die heutigen  Navajoindianer aus Arizona eine ähnliche Sprache sprechen und sich mit den Natives in dieser Gegend Kanadas verständigen können. Die kanadischen Natives wissen ihren ursprünglichen Namen nicht (mehr) und haben ihren aktuellen, den ich mir nicht merken kann, von einer Anthropologin bekommen. Aber es ist nur einer von mehreren, die ihnen im Laufe der Zeit gegeben wurden. John sagt am Ende auf meine Frage hin, was das mit ihm mache, für ihn bedeute: "I know who I am, Canada can call me whatever it wants." Das macht einmal mehr mindestens nachdenklich...


Campfire Talk am ersten Abend
Campfire Talk am ersten Abend