Zu Hiobs Grab haben wir es nicht geschafft, ins Paradies schon. Für die nächsten drei Nächte hat Frau Baums von Nomadreisen uns von einem Hotel überzeugt. Bei nur drei Wochen reisen, davor und danach normal arbeiten - da klang etwas Erholung ganz attraktiv. Wenn wir tagelang über Waschbrett rumpeln, fragen wir uns immer mal wieder, ob wir nicht doch mal Urlaub im Robinson Club wollen - und verneinen es jedesmal eindeutig. Doch drei Tage am Strand und an einem Ort haben etwas Verlockendes. Ankommen, Verweilen, Sein und dann erst der Abschied. Ob man dafür ein Hotel braucht, wissen wir nicht.
Und dann erreichen wir die Souly Ecolodge direkt am indischen Ozean und fühlen schlagartig wie im Paradies. Wir bekommen einen Doppelbungalow, eine tolle Hütte quasi unmittelbar am Strand. Schön gestaltet und einfach, nicht überkandidelt oder dekadent, liebevoll und einfach zum Wohlfühlen. Dass es in Salalah weit touristischer ist als einsam in der Wüste war klar, aber hier erwarten uns gleich mehrere Weihnachtsbäume, weihnachtliche Schriftzüge und Weihnachtsmusik. Nehmen wir in Kauf, selbst das Paradies hat Vor- und Nachteile. So sandig, dreckig, stinkend und verschwitzt waren wir sicher, als allererstes werden wir duschen. Doch dann verlockt das Meer noch mehr. Aber was ziehen wir an? Längst hatten wir uns an die angemessene langbeinige und langärmelige Kleidung gewöhnt. Ich habe sie sogar wirklich schätzen gelernt. Es verringert den Bedarf an Sonnencreme um ein Vielfaches und irgendwie fühlt es sich luftiger an als Tops und Shorts. Ich hatte auch das Gefühl, mich mit der bedeckten Kleidung weit mehr zu integrieren, es ist schön, den so freundlichen Menschen in dieser Weise Respekt zu zollen. Mich haben in Nizwa auf dem Markt die niederländische Frau in ihren gehäkelten Hotpants und die jungen Mädchen in bauchfreien Tops echt genervt - und dann noch die dicken Spiegelreflexkameras. Hier scheint westlich leichte Kleidung unter Touristen üblich. Knappe Badehosen, Bikinis, Tops ... will ich das? Eigentlich nicht. Mir widerstrebt es, dieses freundliche Land mit meinen Gewohnheiten offen zu konfrontieren statt mich als dankbarer Gast, als der ich mich fühle, entsprechend zu verhalten.
Das Meer ist algengrün. Eine solche Wasserfarbe haben wir noch nie gesehen. So richtig einladend sieht es nicht aus, es hat eine enorme seitliche Strömung und es ist ablaufendes Wasser. Alles nicht ganz optimal, aber wir sind auf der arabischen Halbinsel, ganz im Süden des Oman, nahe an der Grenze zu Jemen. Wow! Bis hierher haben wir es geschafft. Was kümmert uns dieses Wasser in diesem Moment. Wir haben Spaß, baden nur halb, duschen anschließend in den super schönen hoch ummauerten Außenduschen, die wir durch die Bäder unserer Bungalowzimmer erreichen und fühlen uns danach so richtig sauber. Ein geiles Gefühl. Und ein vorübergehendes... nach dem schönen Sonnenuntergang kommen tatsächlich Moskitos und wir holen das No Bite aus dem Auto ...
Abendessen gibt es sehr leckeres auf der Terrasse am Strand unseres Hotels. Und ob es noch einer glaubt oder nicht, wir werden auch noch mit in der Dunkelheit grün leuchtenden Wellen belohnt. Wunderschöne Biolumineszens, so magisch, wer da nicht an Zauberer des Meeres, an Wassermagiere oder wunderschöne Meerjungfrauen in leuchtenden Kleidern glaubt, dem ist nicht mehr zu helfen.