Wir schaffen es, eine Zeit lang so was wie Urlaub zu machen. Ich lese zahlreiche Seiten meines Romans - die ersten auf dieser Reise. Ein besonderer Moment. Wir üben fleißig weiter. Doch mich zieht es bald ans Meer, weil sich dort so irre viele Möwen versammelt haben. Und dann sehe ich zahlreiche Pickups am Strand stehen, mindestens 25 voll bekleidete Fischer, die teilweise ein riesiges Schleppnetz halten und teilweise gigantische Säcke mit Fischen zu den Pickups schleppen, stehen im Wasser. Darüber kreisen hunderte von Möwen. Wellenrauschen, Möwenkreischen, Menschenstimmen, die versuchen, das Getöse zwecks Verständigung zu übertönen. Es ist unglaublich, wie viele Fische in diesem Netz sind und wie viele Säcke die Männer zu den Autos tragen. Es nimmt und nimmt kein Ende. Ein wahnsinniges Spektakel. Ein Mann trägt einen riesigen Rochen, vermutlich unbeabsichtigter Beifang, am dreieckigen Kopf ein Stück weg von der Szenerie und wirft ihn, so weit er das bei diesem Giganten schafft, zurück ins Meer. Staunend schauen wir eine lange Zeit mit den Füßen ebenfalls im Wasser stehend zu. Die ersten vermutlich voll beladenen Pickups fahren weg und einer bleibt in einem Priel stecken. Hier entwickelt sich das nächste spannende Schauspiel, denn es gelingt trotz zahlreichen Versuchen nicht, ihn zu befreien und die Flut kommt, er sackt immer tiefer. Zweimal reißt das Seil mit einem lauten Knall, bei dem Versuch von zwei andere Pickups ihn gemeinsam herauszuziehen. Nebendran schleppen weiterhin Männer prallgefüllte Säcke. Allmählich geht die Sonne unter und der festgefahrene Pickup hat sich noch immer keinen Zentimeter bewegt. Ohnmächtig schauen wir zu. Außer Daumen drücken bleibt uns nichts. Liska und ich laufen nochmal am Wasser entlang und sehen zahlreiche große Krebse, die sich blitzschnell im Sand eingraben, aber auch genauso plötzlich aus dem Nichts auftauchen. Für den Pickup kommt die Rettung in Form eines anderen Pickup mit Seilwinde. Damit gelingt es, den fast Versunkenen in Zeitlupentempo zu befreien. Uns fällt ein Stein vom Herzen. In der Situation hätte ich nicht sein wollen.
Gegen 18.30 Uhr kommen die beiden Omanis mit unserem Auto zurück. Einer der beiden hat ein extrem breites Grinsen im Gesicht und einen kurzen Moment später wissen wir, warum. Er zeigt uns einen Kieselstein mittlerer Größe als den herausoperierten Übeltäter. Wir sind total erleichtert, dass es nichts Schlimmeres war und wir unser Auto wiederhaben. Der Omani fragt uns, ob wir Ibrahim kennen. Als wir bejahen, sagt er, wir sollen ihm den Kiesel mitbringen. Schon irre, wieviel Glück wir haben, Ort und Zeitpunkt sowie die Art dieser OP konnten nicht besser gewählt sein.
Da es nun schon spät ist, gehen wir noch einmal im Restaurant des Hotels essen, sind mit dem heutigen Buffet aber lange nicht so glücklich wie gestern mit den Gerichten von der Karte.
Dass wir hier morgen noch einen ganzen Tag verbringen dürfen, entspannt und entschleunigt mehr, als wir glauben können. Ob wir es aushalten, wird sich noch zeigen.