Arabisches Essen ohne Worte

In Taqah sind wir erst etwas lost, das, was wir ausgesucht hatten, spricht uns von außen gar nicht, wir suchen weiter und landen in einem arabischen Restaurant, das möglicherweise extrem authentisch ist. Englisch hilft uns hier nicht mehr wirklich weiter, es sorgt eher für Verwirrung. Die Karte ist nicht vollständig auf Englisch, manche Sachen stehen dort ausschließlich auf Arabisch. Selbst wenn ich sie entziffern würde, würde es nicht helfen, die Wörter verstehen wir ja trotzdem nicht. Liska will einen Burger mit beef, wir anderen die Mix Grill Platte für drei Personen. Die gesamte Bestellung ist nur Chaos. Wir wollen wissen, ob irgendwelche Beilagen dabei sind. Er erklärt irgendetwas, was wir nicht verstehen. Lasse fragt, ob "fries" dabei seien, er sagt "yes, rice" - keine Chance, den Unterschied deutlich zu machen. Er sagt irgendetwas von "three items" und erklärt, bei der "Pizza four items". Bei "Mix Grill Humus, Mutabal and bread". Hans fragt, ob wir "to choose" haben zwischen den "items". Er versteht "juice" und erklärt uns irgendetwas zu den Säften. Wir verstricken uns in immer größerem Chaos und reduzieren unser Englisch immer weiter, bestellen in Einwortsätzen "Burger beef, Mix Grill for three, big salad ..." Bei big salad gibt es auch zwei Varianten, "arabic" und die andere verstehen wir nicht, das macht die Entscheidung einfach. Getränke: Water. Lasse fragt nach Pepsi. Pepsi no. Lasse fragt nach Coca Cola. Coca Cola no. Lasse fragt nach Cola. Yes, Saudi Cola. Zum Glück kann er weit mehr Englisch als wir Arabisch.

Wir sind sehr gespannt, was wir nun bekommen und wie der Abend weitergeht.

Erst bekommen wir eine Papiertischdecke. Nach kurzer Zeit kommt ein anderer freundlicher Mann, der überhaupt kein Wort Englisch spricht, mit winzigen Pappbechern. Für jeden von uns füllt er einen mit Kaffee aus der Thermoskanne und jeweils einen weiteren füllt er mit einem Plastiklöffel aus einer Plastikschale Halwa, die Süßspeise, die Lasse am ersten Abend als Nacktschnecke bezeichnet hatte. Wir fragen uns, warum wir das Essen mit dem Dessert beginnen - und wie isst man Nacktschnecke ohne Besteck aus einem winzigen Pappbecher? Wir überlegen hin und her, ob man vielleicht den Kaffee darein gießen soll und beides zusammen trinken? Wir versuchen, dass geleeartige Zeug aus dem Becher zu trinken und mit der Zunge irgendwie aus dem Becher zu kriegen. Wir würden ja fragen, aber wie??? Die Problemlösung steckt noch in den Kinderschuhen, als der zweite freundliche Mann nach einiger Zeit noch einmal kommt und uns - tatatataaaa - vier winzige Plastiklöffel bringt. Zum Glück hatte noch keiner den Kaffee zu der Nacktschnecke gekippt.

Das restliche Essen, das wir bekommen, entspricht unserer Bestellung, wird serviert mit Plastikbesteck, ist lecker, viel und wir werden alle mehr als satt. Heute bleibt zum ersten Mal, obwohl Lasse dabei ist, Fleisch übrig. Zum Abschluss bekommen wir alle noch einen, diesmal etwas größeren Pappbecher mit einem süßen Tee und die Rechnung direkt mitgeliefert. Der ganze Spaß kostet rund 25 Euro und wird uns noch lange in Erinnerung bleiben. Diese Hilflosigkeit ohne gemeinsame Sprache ist immer wieder krass. Das Zitat "Sprache ist die Ursache aller Missverständnisse" relativiert sich hier, denn ohne Sprache ist auch schwierig.


Auf dem Rückweg erfahren wir sehr genau, warum es keine gute Idee ist, im Dunkeln Auto zu fahren. Denn vor uns kreuzt eine unsichtbare Herde Kamele die Straße, auf die uns unser Vordermann mit Warnblinker aufmerksam macht und auch der entgegenkommende Fahrer warnt mit Lichthupe. Irre gefährlich.