Wir beschließen, Wadi Tiwi war ein so großartiges Erlebnis, das touristische Wadi Shab tun wir uns nicht an und fahren direkt über den Hajar Al Sharqiyah, über das Salma Plateau ins Wadi Bani Khalid.
Die Piste ist einmal mehr absolut spektakulär, Hans meint zwischendurch, es sei die krasseste, die wir gefahren sind. Ich vermag das nicht zu beurteilen, in meinem Kopf mischen sich die Eindrücke aller bisherigen Pisten. Diese schraubt sich jedenfalls noch einmal richtig steil richtig hoch. Ein junger Omani kommt uns von oben entgegengelaufen, schweißnass und fragt, ob wir Wasser für ihn haben. Bekommt er natürlich, die ganze Flasche will er jedoch auf keinen Fall nehmen. Schade. Wir überholen einen alten Mann mit Esel und fragen uns, wo er wohl hin will. Nach einigen weiteren Spitzkehren wissen wir es. Wir erreichen ein kleines Dorf mit Ziegenställen, Esel- und Kamelgehegen. Immer wieder stellen wir uns die Frage, was machen die Menschen in diesen abgelegenen Dörfern in dieser lebensfeindlichen Umgebung den ganzen Tag? Und die Straße geht immer weiter bergauf und bietet spektakuläre Aussichten. Oben erreichen wir ein Plateau, auf dem drei große Löcher in den Felsen im Boden sind: Eingänge in eine der größten Höhlen der Welt, die Majlis-al-Jinn. Die Landschaft hier oben ist so karg, steinig und unwirtlich, doch trotzdem laufen wir los und schauen in jedes der drei Löcher einmal hinein und halten Liska von größeren Risiken konsequent ab.
Ein Stück weiter - wir sind inzwischen auf etwa 2000 Meter Höhe - stehen immer wieder Steintürme, die wie die uralten (~2700 - 2000 v.Chr.) Bienenkorbgräber bzw. den Resten davon aussehen. Ihre Form entspricht eben einem Bienenkorb, gebaut sind sie aus aufgeschichteten Steinen, die an die Rundtürme aus lauter gleichen Bauklötzen aus Kindergartenzeiten erinnern. Hier oben erzeugen sie irgendwie eine bedeutsame Atmosphäre, schwierig zu beschreiben. Und mit dem Besuch hier oben gleichen wir auch unsere ketzerische Schandtat wieder aus, uns am Jebal Jams den Weg zu den Bienenkorbgräbern bei Al Ayn gespart zu haben. Jetzt können wir auch an dieses Thema einen Haken machen.
Die Piste ist echt lang und dauert. So richtig Lust haben wir am Ende nicht mehr, obwohl die Landschaft immer wieder großartig ist. Und dann kommt auch noch zig Kilometer Waschbrett ... Wir haben alle das Gefühl, total schnell zu fahren, doch der Tacho zeigt nur 40km/h. Ein deutliches Zeichen, wie langsam der kurvenreiche, steile Teil der Piste war.