Wir sind dankbar für den Asphalt, der uns schließlich deutlich schneller ins Wadi Bani Khalid bringt. Ob wir wirklich dorthin wollen, wissen wir nicht. Wir haben Angst vor Touristenmassen aus Reisebussen. Es ist bereits Nachmittag, als wir oben am Parkplatz ankommen. Zwar stehen dort immer noch reichlich Autos, aber wir finden ziemlich weit oben einen Parkplatz und es scheint so zu sein, dass weit mehr Leute aus dem Wadi herauskommen als noch hineingehen. Wir haben eh das Problem, Hunger zu haben und machen erst einmal ein Picknick auf einer Mauer sitzend. So richtig wissen wir wieder einmal nicht, was uns erwartet und wie wir uns am besten organisieren. Letztlich ziehen Hans, Liska und ich Badesachen an, nehmen Handtücher mit und den kleinen wasserdichten Sack fürs Handy, weil ich doch so gerne ein paar Fotos machen möchte. Lasse hat keine Lust und bleibt am Auto.
Es geht ein Stück lang einen angelegten Weg, dann am falaj entlang und dann öffnet sich der Blick auf ein erstes riesiges grünes Becken und im Anschluss daran ein noch weit größeres, umgeben von Palmen und an einer Seite auch Plantagen. Es ist sehr angelegt, auch mit rotrostigen Metallbrücken, um das Wasser an verschiedenen Stellen queren zu können, kleinen Pavillons, Picknickmöglichkeiten und sogar ein Restaurant mit sehr großer Terrasse oberhalb des Pools. Ein bisschen wie natürliches Freibad in wunderschöner Umgebung - nur im Wasser ist kaum jemand und Menschen sind auch insgesamt nicht allzu viele da. Überall stehen Schilder, dass Badekleidung den Rumpf, die Schultern und Oberschenkel aus Respekt den Omanis gegenüber zu bedecken habe. Finde ich gut, für uns längst eine Selbstverständlichkeit und bis auf wenige Ausnahmen wird es auch hier weitestgehend eingehalten.
Wir laufen am Pool entlang, finden eine gute Einstiegsmöglichkeit, um direkt in den nächsten zu schwimmen, der deutlich enger in die Felsschlucht eingepasst ist. Handtücher und Schuhe platzieren wir am Einstieg und sind sehr sicher, dass beides auch am Ende noch dort liegen und auf uns warten wird. Wir schwimmen stromaufwärts, das Wasser ist herrlich warm. Wir haben keine Ahnung, wie weit es geht. Manchmal ist das Wasser richtig tief und die Schlucht eng und gewunden, dann wird es wieder ganz flach und wir müssen im Wasser oder auch am Ufer entlang laufen. So nach und nach verstehen wir, dass am Wasser auch ständig ein Weg entlang führt, den man mit trockenen Füßen bewältigen könnte. An etwas schwieriger zu erkennenden Stellen, wo es raus- oder wieder reingeht ins Wasser, sitzt manchmal ein Local, spricht uns an, will wissen, woher wir sind und glänzt mit zwei, drei, vier Worten Deutsch. "Alles gut" ist meist das erste. Danach fragen fast alle: "Munich?" Während wir am Anfang immer noch - wie überall in der Welt - versucht haben, das Ruhrgebiet zu erklären, Düsseldorf oder Köln ins Rennen zu schmeißen, gehen wir hier dazu über, immer "Dortmund" zu sagen. Meistens strahlen dann die omanischen Augen. BVB scheinen alle zu kennen und besser zu finden als Bayern Munich.
Zwei Locals greifen uns unterwegs auf, derselbe Dialog und dann begleitet uns einer ein ganzes Stück weit. Hans und Liska finden ihn voll nervig, ich bin an manchen Stellen ganz dankbar für seine Hilfe. Aus zunächst unerfindlichen Gründen kann ich, die Barfußläuferin schlechthin, nur unter Höchstschmerzen über die eigentlich voll schönen, runden Kiesel laufen. Es tut so unfassbar weh, dass jeder Schritt zur Höhle wird und ich lieber krabble und im flachen Wasser auf Händen laufe, als mein ganzen Gewicht auf meine Füße zu geben.
Der Local bietet mir seine Badelatschen an, die ich aber dankend und vehement ablehne.
Irgendwann wird das Wasser deutlich kälter und kurze Zeit später ist das Wadi trocken. Angeblich kommt noch eine Höhle und wir gehen noch ein Stück weiter hoch. Der Weg außerhalb des Wassers ist teilweise mit Hilfe von Treppenstufen angelegt und die meisten Menschen nutzen diesen Weg, so dass wir im Wasser die meiste Zeit allein sind. Wieder runterzuschwimmen ist noch schöner als rauf und wir können die Pools, die Schlucht, die kleinen Rutschen, die wir hoch raufsteigen mussten, das schöne Abendlicht noch viel mehr genießen - vor allem ich, weil ich nicht mehr so viel barfuß über die Kiesel laufen muss.
Wir sind froh und dankbar, erst so spät in dieses Wadi gekommen zu sein und die vermuteten Touristenmassen nur noch in ganz geringer Zahl erleben mussten.
Das Abtrocknen und Umziehen am Auto ist das komplizierteste dieser Art, was wir je hatten und es dauert auch länger als je zuvor. Wir fühlen uns sehr an Mr Bean erinnert, der am Strand versucht, seine Badehose anzuziehen, ohne sich auszuziehen. Bei allem Respekt für die Omanis, während dieser Prozedur freuen wir uns, wie unkompliziert dies bei uns ist.